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Die Geschichte des Ägyptischen Museums Berlin

Ägypten! Uralter Mythos von Pharaonen und Pyramiden, von Mumien und dem Rätsel der Hieroglyphen... Wohl keine andere Kultur zieht die Menschen seit der Antike so sehr in ihren Bann.

Das Berliner Ägyptische Museum und die Papyrussammlung bilden eine der bedeutendsten Kollektionen ihrer Art weltweit. Unzählige Kostbarkeiten lassen uns eintauchen in die geheimnisvolle Welt einer der ältesten Hochkulturen der Menschheit. Nicht zuletzt beherbergt das Ägyptische Museum das wohl berühmteste Kunstwerk Berlins - und eines der schönsten Werke der Ägyptischen Kunst überhaupt: die Büste der Nofretete.

Die alten Ägypter in einem europäischen Museum? Anfang des 19. Jahrhunderts alles andere als selbstverständlich. Jahrhunderte lang waren die ägyptische Kultur als "prähistorisch" und deren Kunst als primitives Handwerk abgetan worden. In Ägypten hatten sich vor allem Schatzsucher und Abenteurer herumgetrieben.

Ironischerweise verdankt auch die Ägyptologie als Wissenschaft ihre Geburt einem Hasardeur: Napoleon Bonaparte versucht 1799, Ägypten zu erobern. Sein Feldzug misslingt - und wird doch zum bleibenden Erfolg. Denn in seinem Gefolge beginnt die wissenschaftliche Erforschung der altägyptischen Zivilisation.

Die neuen Erkenntnisse und Einsichten faszinieren ganz Europa. Auch Berlin wird von dieser Welle erfasst. Doch wie so oft in der späteren Geschichte des Museums sind es nicht die "Offiziellen", die Großes bewirken, sondern die Leidenschaft eines Einzelnen.

Joachim Selim Karig, Oberkustos am Ägyptischen Museum 1963 - 95:

"Die Anfänge des Ägyptischen Museums gehen auf einen Privatmann zurück, der zwar in königlichen Diensten stand, aber doch auf eigene Kosten und Rechnung eine Sammlung anlegte. Es war Heinrich von Minutoli, der als Erzieher des Prinzen Carl für den König tätig war und nach Beendigung dieser Aufgabe eine Reise nach Ägypten unternahm und dort eine beachtliche Sammlung zusammenstellte."

Immerhin stellt der König dem enthusiastischen Laien Minutoli einige Wissenschaftler zur Seite. Doch die Reiseplanung Minutolis überfordert die Akademiker. Der unangekündigte Zwischenstopp in Triest - Minutoli heiratet dort und nimmt seine Frischvermählte mit auf den Weg - erregt viel Unmut bei den gestandenen Gelehrten. Schon bei der Ankunft in Ägypten ist die Reisegruppe heillos zerstritten.

Der Streit mit den Gelehrten und der Kampf um Anerkennung werden Heinrich von Minutoli Zeit seines Lebens begleiten. Der ehemalige Soldat und glühende Ägyptenliebhaber passt einfach nicht in die protestantisch-trockene Welt der Berliner Akademien.

Joachim Selim Karig:

"Also, er war durchaus eine, ich will nicht sagen schillernde Persönlichkeit, aber doch so ein bisschen Abenteuer steckte bestimmt drin, und er war sicherlich nicht das, was man sich unter einem preußischen Beamten vorstellen würde."

Aber Minutolis Leistungen sprechen für sich. Er trennt sich von den Wissenschaftlern und reist alleine weiter ins Niltal. Sein enormer körperlicher und finanzieller Einsatz wird belohnt: Er entdeckt den Eingang zur Stufenpyramide des Königs Djoser in Sakkara. - Vor allem aber trägt er kamelweise kostbare Altertümer zusammen. Noch heute ist etwa diese Statue der Ahmes-Nefertari ein Glanzstück des Museums.

Zusammen mit gut 3000 Stücken reist Minutoli zurück nach Berlin. Das ist allerdings nur der kleinere Teil seiner Sammlung. Der weitaus größere Teil ist auf dem Seeweg unterwegs. Hunderte von Stelen und Statuen, ein tonnenschwerer Sarkophag - dabei ist der dänische Segler Gottfried eigentlich nur ein kleines Küstenschiff. Und so kommt es in der Nacht vom 11. auf den 12. März 1822 zur Katastrophe: ein schwerer Sturm bringt die von der Reise schon angeschlagene, vollkommen überladene Gottfried, kurz vor ihrem Ziel in der Elbmündung vor Cuxhaven zum Kentern. Die kostbare Fracht versinkt in den Fluten.

Das Ägyptische Museum ist offiziell noch nicht einmal eröffnet und muss bereits seine erste große Tragödie verkraften. Bis heute aber wollen sie die Ägyptologen nicht widerspruchslos hinnehmen.

Joachim Selim Karig:

"Gerade der große Sarkophag aus Granit, von mehreren Tonnen Gewicht, der schwimmt ja nicht weg. Der muss also da noch liegen, und wir hoffen immer noch auf einen Sponsor der uns ermöglicht, dort äh die Sammlung zu suchen und eventuell zu bergen."

Zum offiziellen Gründer des Berliner Museums aber wird ein italienischer Kaufmann. Giuseppe Passalacqua war 1820 eigentlich nach Ägypten gekommen, um mit Dongola-Pferden zu handeln. Das Schicksal aber hatte anderes mit ihm vor.

Dr. Hannelore Kischkewitz, Wissenschaftliche Angestellte am Ägyptischen Museum:

"Passalacqua war, wie viele Ägypten-Liebhaber der Zeit auch hervorgehoben, herausgehoben, herausgeschwemmt durch die Woge der Ägyptomanie, ja kein Ägyptologe, denn die Ägyptologie gab's ja noch nicht, die wunderbare Entdeckung Champollions gab's ja noch nicht. Als er nach Ägypten ging, fing Ägyptologie gerade an in der Wiege geboren zu werden sozusagen durch Champollion. Erstaunlich ist, was er ohne diese ägyptologischen Kenntnisse trotzdem alles rausbekommen hat."

Mit aller Energie verschreibt er sich der neuen Aufgabe. Der ehemalige Pferdehändler wird zum leidenschaftlichen Sammler und Kenner der Materie. Vor allem Passalacquas akribische Dokumentationen liefern den Ägyptologen bis heute viele wertvolle Informationen. Und auch die mitgebrachten Schätze selbst bereichern noch heute das Museum- wie etwa diese Familiengruppe des Ptahmai.

Nach vielen Jahren und mehreren mit erstaunlicher Umsicht durchgeführten Grabungen stellt Passalacqua seine gesammelten Kunstschätze 1826 in Paris aus. Ein Welterfolg! Auch der preußische König reist extra an - und ist begeistert. So sehr, dass er - bestärkt von Alexander von Humboldt - die gesamte Sammlung kauft. Passalacqua bekommt 100.000 Francs und einen Vertrag. Er soll seine Ausstellung persönlich in Berlin einrichten. So wird am 1. Juli 1828 im Gartensaal von Schloss Monbijou das Ägyptische Museum zu Berlin geboren. Und Passalacqua wird Berliner: der ehemalige Abenteurer und Laie wird auf Lebenszeit zum ehrwürdigen Direktor des Museums.

Allerdings wird ihm das Amt keine ungetrübte Freude bringen. Im Jahre 1833 hatte die Berliner Akademie einen jungen Philologen nach Paris geschickt. Richard Lepsius sollte sich dort mit der noch jungen Forschung zur Ägyptischen Antike vertraut machen. Und das tut er mit großem Erfolg.

Prof. Dr. Dietrich Wildung, Direktor des Ägyptischen Museums Berlin 1989 - 2009:

"Lepsius hat die Entzifferung der Hieroglyphen durch Champollion - 1822 in Paris - etwa 10 Jahre später vollendet, und beide zusammen - Lepsius und Champollion - sind die Väter der Ägyptenwissenschaft."

Im Auftrag des Königs führt Lepsius die "offizielle Preußische Expedition" nach Ägypten. Am 15. Oktober 1842 hisst er zum Geburtstag von Friedrich Wilhelm IV. die preußische Fahne auf der Spitze der Cheops-Pyramide.

Im Berliner Museum zeugt heute unter anderem der Schmuck der Königin Amnischacheto vom triumphalen Erfolg der Expedition. Über drei Jahre dauert sie, die Ägyptologie erreicht durch Lepsius eine neue Dimension - und über 1.500 Fundstücke erweitern die Berliner Sammlung.

Zuhause in Berlin erwartet der geniale Wissenschaftler den wohlverdienten Dank. Zwar wird Lepsius im Jahre 1850 der erste Professor der Ägyptologie überhaupt, aber:

Hannelore Kischkewitz:

"Ihm war, Lepsius war versprochen worden: also, wenn du studierst, dann bekommst du den Museumsposten in Berlin - oder so ähnlich waren die Versprechungen. Aber da saß nun doch Passalacqua drauf, und der saß bis 1865, als er dann starb."

Ein Problem, das man 1855 diplomatisch lösen will: Richard Lepsius wird als Ko-Direktor berufen. Doch Diplomatie ist nicht Lepsius Sache.

Dietrich Wildung:

"Lepsius muss eine sehr dominante Persönlichkeit gewesen sein, die keine gleichwertigen Rivalen neben sich duldete. Das äußerte sich einmal, in der Zeit, als er Vizedirektor des Museums war - von 1846 bis 1864 - gegenüber seinem Direktor, dem nominellen Direktor Giuseppe Passalacqua, einem Amateur; und das äußerte sich noch viel extremer gegenüber dem genialen Berliner Ägyptologen Heinrich Brugsch, der schon als Gymnasiast ein demotisches Wörterbuch veröffentlicht hat, und dem Lepsius alle nur denkbaren Schwierigkeiten bereitete, um dessen international unaufhaltbare Karriere zu verhindern."

Obwohl Giuseppe Passalacqua fast 40 Jahre lang Direktor des Museums war, existiert heute kein einziges Bild von ihm. Ob das auf den Einfluss seines Widersachers Lepsius zurück geht oder ein historischer Zufall ist, wird sich wohl nie klären lassen. Auch im größten Projekt seiner eigenen Amtszeit zieht Passalacqua den kürzeren. 1841 verkündet der kunstsinnige König Friedrich Wilhelm IV. einen grandiosen Plan: die gesamte Nordspitze der Spreeinsel soll zu einer "Freistatt für Kunst und Wissenschaft" werden. Die Idee der Museumsinsel ist geboren.

Beide Direktoren bekommen den Auftrag das Ausstellungskonzept für ein neues Ägyptisches Museum zu entwickeln. Richard Lepsius setzt sich auf ganzer Linie durch. Die Entwürfe Passalacquas werden nie ernsthaft berücksichtigt, obwohl sie aus heutiger Sicht großes museums-pädagogisches Talent bezeugen. Die Eröffnung des Neuen Museums 1866 erlebt Passalacqua nicht mehr. Nun endlich führt Lepsius das Museum. Nach fast 20 Jahren Warten herrscht er als alleiniger Direktor.

Mit der Ernennung von Adolf Ermann zu seinem Nachfolger scheint im Jahre 1884 das Ende der Abenteurer zugunsten der Wissenschaftler in der Historie des Ägyptischen Museums besiegelt. Ermann ist ein begeisterter Wissenschaftler, der die Fähigkeit hat, in kleinen Schritten Großes zu schaffen. In akribischer Kleinarbeit gelingt ihm ein Meilenstein der Ägyptologie: Die Begründung des "Wörterbuchs der ägyptischen Sprache". Noch heute gehört dieses Buch zum elementaren Handwerkszeug eines jeden Ägyptologen. Die Pflege und Weiterführung des Wörterbuchs ist mittlerweile ein Projekt der Berliner Akademie der Wissenschaften. Auch das zentrale Register aller weltweit bekannten Papyri wird bis heute in Berlin geführt.

Als Museumsdirektor erlangt Adolf Ermann seine größten Errungenschaften eher durch den Ankauf von Kunstwerken als durch Ausgrabungen. Gleich auf seiner ersten Ägyptenreise etwa erwirbt er diese kostbare Familiengruppe des Psammetich, ein Meisterwerk aus der Spätzeit Ägyptens. Und knapp zehn Jahre später gelingt ihm ein spektakulärer Coup. Von einem englischen Sammler kauft er den Kopf einer Statue, den dieser beim Glücksspiel gewonnen hatte. Dieses großartige Kunstwerk ist heute als "Berliner Grüner Kopf" weltberühmt.

Doch auch in der Ära Ermann ist es wieder ein Archäologe in Ägypten, der das Museum stärker prägt als der Direktor selbst. Sein Name: Ludwig Borchardt. Er ist vor allem ein begnadeter Ausgräber, der seit 1895 Grabungen in Abusir leitet. Jahre später beschert er dem Museum seinen größten Triumph.

Den Grundstein dazu hatte 1888 Ermann gelegt. Er hatte eine Reihe unscheinbarer Täfelchen mit Keilschriften erworben. Sie hatten sich als archäologische Sensation entpuppt: Als Teil des Staatsarchivs von Amarna, der Hauptstadt des legendären "Ketzerkönigs" Echnaton. Ein internationaler Wettstreit setzt ein: England, Frankreich und Preußen ringen erbittert um die Grabungslizenz für den Ruinenhügel von Amarna. Dank seiner guten Beziehungen zur ägyptischen Verwaltung geht Borchardt als Sieger daraus hervor. Was er auf dem begehrten Hügel findet, öffnet ein neues Kapitel in der Geschichte der Ägyptologie.

Im Winter des Jahres 1912 entdecken die Archäologen in Amarna das Atelier des königlichen Hofbildhauers Thutmose. Am 6. Dezember, kurz nach der Mittagspause, kommt in einer Ecke des verschütteten Raumes der Nacken einer bunten Büste zutage. Nach endlos scheinenden Minuten geduldiger Arbeit hält Borchardt eines der großen Meisterwerke der Geschichte in der Hand - die Büste der Nofretete. Begeistert schreibt er, was wohl jeder Besucher heute noch nachfühlen kann: "Beschreiben nützt nichts, - ansehen!"

Bis heute besitzt das Berliner Museum - neben dem Museum in Kairo - die weltweit bedeutendste Sammlung von Amarna-Kunst. Aber nichts davon wäre möglich gewesen ohne einen Mann, der eher im Hintergrund wirkte.

Dietrich Wildung:

"James Simon, ein Mann der Wirtschaft in Berlin, ein sehr erfolgreicher Kaufmann, der die großen Grabungen des Vorderasiatischen Museums, des Ägyptischen Museums, Mesopotamien und in Ägypten finanziert hat, und der die Fundteilung aus Amarna bekam, die er dann 1920 hundert Prozent als Schenkung an die staatlichen Museen übereignete."

Dank Simons Schenkung kann die Büste der Nofretete ab 1924 im Museum ausgestellt werden. Und sie wird auf Anhieb zur Hauptattraktion.

Mit dem 1. Weltkrieg geht die Zeit der großen Forscher und Entdecker zu Ende. In den Wirren der zwanziger Jahre ist an archäologische Expeditionen kaum zu denken. Für das Museum in Berlin wird es die nächsten Jahrzehnte vor allem darum gehen, die Sammlung vor dem Untergang zu bewahren.

Zur größten Katastrophe wird der Zweite Weltkrieg. Schon ab 1939 werden die Schätze des Museums in die Flakbunker Zoo und Friedrichshain gebracht. In den letzten Kriegstagen aber sind sie auch dort nicht mehr sicher.

Prof. Dr. Werner Kaiser, Direktor des Ägyptischen Museums Berlin 1960 - 67:

"Man hat eben im März 45, als die Front ganz nah war und die Fliegerangriffe immer dichter wurden, sich entschlossen, nach Westdeutschland in dortige stillgelegte Bergwerke auszulagern, hat aber nicht mehr die Zeit gehabt, nun wirklich das Allerwichtigste mitzunehmen, man hat auch dann andere Sachen mitgenommen."

Kurz vor Kriegsende wird das Neue Museum von Bomben getroffen. Der Nordflügel wird vollkommen zerstört, weite Teile des Gebäudes brennen aus. Auch im Flakbunker Friedrichshain werden unzählige Museumsstücke ein Raub der Flammen. In der Nachkriegszeit beginnen deshalb neue Ausgrabungen - diesmal allerdings mitten in der deutschen Hauptstadt.

Und die ist auf Jahrzehnte geteilt. Auch die Reste der Ägyptischen Sammlung, die Krieg und Feuer überlebt haben, werden zwischen Ost und West zerrissen. Ein Großteil der Kunstschätze war nach dem Krieg in die Sowjetunion gebracht worden. Er kehrt 1958 zurück, und im Bodemuseum wird das Ost-Berliner Ägyptische Museum neu eröffnet.

Im Westen dauert es noch länger. Einen kleineren Teil der Sammlung haben die Amerikaner und die Briten gesichert und erst später nach West-Berlin zurückgebracht. Nofretete und ausgewählte Kunstwerke der Amarnazeit sind einige Jahre nur in drei kleinen Räumen in Dahlem zu besichtigen. Erst in den sechziger Jahren bekommt Werner Kaiser den Auftrag, in West-Berlin ein eigenes Museum einzurichten.

Werner Kaiser:

"Das fing mit 250 Kisten an, die zunächst von Ostberlin kurz vor Kriegsende nach Westberlin gebracht wurden, dann in den 50er Jahren zurückgeholt wurden, hier eingelagert wurden, bis man mit dem sogenannten Stüler-Bau eine Möglichkeit fand, hier ein Museum aufzubauen. Auch das hat dann noch drei, vier Jahre gedauert, bis der Raum, oder bis das Gebäude entsprechend präpariert war. Und inzwischen haben wir die Kisten ausgepackt und uns überraschen lassen, was ist drin. Denn das war relativ unbekannt."

Eine geteilte Stadt, zwei Museen - wieder hängt das Schicksal der Sammlung von der Leidenschaft und dem außerordentlichen Engagement der Ägyptologen ab.

Prof. Dr. Steffen Wenig, Kustos am Ägyptischen Museum Berlin (Ost) von 1959-78:

"Wir hatten ja außer den genannten Verlusten in Berlin natürlich woanders noch Verluste; wir wissen, dass in Sophienhof - ein Schloss in Mecklenburg - sehr viel zerstört wurde, und da war einer der Restauratoren, der ist dann mal nach Sophienhof raus und hat aus dem Schotter des Weges noch Reliefstücke, Fragmente von Stelen - von dem berühmten Maja- Relief und so weiter - die hat er aus Sophienhof geholt, und ich glaube, dass man bis heute nicht eine wirkliche Übersicht über das hat, was vernichtet wurde. Allerdings: wir haben uns dann beholfen, nachdem du, Joachim, im Museum angefangen hattest, uns zu kontaktieren - trotz Mauer."

Joachim Selim Karig:

"Wir kannten uns ja von der früheren Zeit schon und waren beide bestrebt, Klarheit in die Bestände zu bekommen. Wir in Westberlin hatten ja überhaupt keine Unterlagen, kein Inventarbuch, keine Karteikarten - nichts. Wir hatten die Auslagerungslisten, beziehungsweise Listen, die in Wiesbaden und in Celle gemacht worden waren, und danach konnten wir die Stücke in etwa identifizieren, denn auf vielen Stücken fehlten auch die Inventarnummern. Da hast du uns dann geholfen, indem wir unsere provisorischen Inventarkarten hier rübergeschickt haben - damals ging das noch - und du hast dann in den Inventaren nachgelesen und nachgetragen, so dass wir dadurch doch im Laufe der Zeit wussten, was wir haben."

Erst 1991, im Jahr nach der Einheit Deutschlands, ist es endlich auch für das Ägyptische Museum soweit: im Charlottenburger Museum gibt es nach beinahe einem halben Jahrhundert eine Ausstellung der wiedervereinigten Sammlung.

Im Sommer 2005 bringt der Umzug ins Alte Museum - zurück auf die Museumsinsel - das Erbe von Borchardt und Simon, Ermann und Lepsius, von Passalacqua und Minutoli seinem alten Glanz einen Schritt näher und stellt es gleichzeitig in ein neues Licht.