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Statue der Nofretete

Nackt scheint die Königin Nofretete dargestellt zu sein. Die weit abstehenden Ärmel und der als dünne schwarze Linie über den Brüsten gezeichnete Saum weisen jedoch darauf hin, dass sie ein eng dem Körper anliegendes Kleid und einen breiten Schulterkragen trägt. Sandalen und eine kugelige Kopfhaube mit Stirnschlange, deren aufgebäumter Kopf aus anderem Material eingesetzt war und heute fehlt, ergänzen die Kleidung der Königin. Ihre Körperformen entsprechen nicht dem Ideal jugendlicher Schönheit. Oberschenkel und Hüften sind rundlich und voll, die kleinen Brüste haben ihre Straffheit verloren. Der überschlanke Hals neigt sich nach vorn, so dass die Figur fast etwas gebückt erscheint. Das hagere Gesicht erhält durch die nach unten gezogenen Mundwinkel einen freudlosen Ausdruck.

Die Kalksteinfigur, die im selben Bildhaueratelier gefunden wurde wie die berühmte Berliner Nofretete-Büste, verzichtet in der Darstellung der Königin auf die idealisierende Komponente und kommt damit wohl dem wirklichen Erscheinungsbild der Nofretete nahe. Sie entspricht in ihrem Realismus der Grundaussage der monotheistischen Religion von Nofretetes Gemahl Echnaton, dass das Leben sich zwischen Geburt und Tod erfülle und das Bekenntnis zum Diesseits, zur Schöpfung in all ihren Formen die Antwort auf Gottes belebendes Geschenk von Licht und Leben sei.

Die Statue ist unfertig geblieben; die schwarzen Linien an Augen und Kappenrand sind Vorzeichnungen für die weitere Ausarbeitung der Figur im Atelier des Bildhauers.