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Berliner Göttin

Die sogenannte Berliner Göttin, entstanden um 570 vor unserer Zeitrechnung, ist ein herausragendes Beispiel für die archaische Kunst Griechenlands. Dass sie so ungewöhnlich gut erhalten ist, haben wir einem glücklichen Umstand zu verdanken: sie wurde schon in der Antike - möglicherweise während der Perserkriege - in Blei eingehüllt und vergraben. So geschützt ist bis heute auch die leuchtende Bemalung erhalten geblieben.

Hoheitsvoll steht die Frauenfigur vor uns, streng und feierlich. Wie eine Säule wirkt sie, von den parallel gesetzten Füßen über das streng symmetrische rote Gewand und die gerade Borte in der Mitte mit einem gelb-blau-roten Mäanderband, über den gelben Mantel - auch er symmetrisch über die Schultern gelegt - bis zur ebenmäßigen Frisur und der kreisrunden Kopfbedeckung, die besonders für Götter typisch ist. Auch die Haltung der Hände wirkt zeremoniell und gemessen.

Trotz der fast geometrischen Strenge der Körperhaltung sind die Details der Statue sehr fein modelliert: die verzierten Riemen der Sandalen, die Halskette und das Mäanderband am Ausschnitt oder die Lotosblüten am Polos, der kronenartigen Kopfbedeckung. Die Haare sind auf dem Rücken mit einem Band zu einem Zopf zusammengebunden. Das stilisierte Gesicht der Statue trägt das typische "archaische Lächeln". Einst waren auch die großen Augen, die Augenbrauen und Lippen farbig hervorgehoben.

Bis heute kann man nicht mit Bestimmtheit sagen, ob die Berliner Göttin wirklich eine Götterstatue ist oder vielleicht doch eine verstorbene Griechin auf ihrem Grab darstellte. Sie trägt keine Inschrift, und der Granatapfel, den sie in der Hand hält, kann auf beide Deutungen hinweisen: er ist zugleich Symbol für Fruchtbarkeit und Unsterblichkeit.