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Die Assyrer

Die älteste Hauptstadt der Assyrer und die Keimzelle ihrer Kultur war die Stadt Assur, etwa 350 Kilometer nördlich von Babylon am Tigris gelegen. Schon in der Mitte des dritten Jahrtausends stand hier ein besonders bedeutender Ischtar-Tempel. In seinem Inneren waren auf kleinen Wandbänken diese sogenannten Beterfiguren aufgereiht. Sie vertraten ihre Stifter vor der Göttin, um so Tag und Nacht um deren Gunst zu bitten.

Auf kleinen Altären in Form von mehrstöckigen Häusern legten die Priester Opfergaben für die Göttin Ischtar ab. Überall im Tempel fanden die Forscher zudem Figuren und Gegenstände aus Ton und Metall - ein Beleg für die große Bedeutung, die das Heiligtum in Assur vor über 4000 Jahren hatte.

Um 1300 vor Christus waren die Assyrer die beherrschende Macht in Mesopotamien geworden. Einer der bedeutendsten Könige damals war Tukulti-ninurta der Erste. Er ist auf diesem Kultsockel aus Alabaster dargestellt. Das Relief darauf zeigt, wozu der Sockel einst gedient hat. Ganz rechts ist er nämlich selbst abgebildet mit seiner zweistufigen Basis und den überkragenden Wülsten. Auf ihm liegen ein Griffel und eine Tontafel - die Symbole von Nabu, dem Gott der Schreibkunst. Von links nähert sich König Tukulti-ninurta. Genauso wird der König auch im wahren Leben vor den Sockel getreten sein.

Was das Relief aber so besonders macht, ist die zweite Figur. Sie zeigt den König nämlich noch einmal - jetzt aber kniet er und betet den Gott an. Der königliche Bart, das typische Gewand mit seinen Verzierungen und dem Gürtel, das Zepter in der linken und der Armreif an der rechten Hand - alle Details stimmen überein. Beide Figuren stellen denselben Menschen dar. Das Relief zeigt also, wie Tukulti-ninurta kommt und sich hinkniet - einer der frühesten Versuche der Menschheit, den Ablauf einer Bewegung bildlich darzustellen. Dieser kleine Kultsockel ist gewissermaßen ein sehr früher Vorläufer unserer heutigen Filme.