Logo

Pompeji und Herculaneum -
Schätze der Vergangenheit

Der Vesuv - idyllische grüne Hänge im Sonnenschein. Kaum zu glauben, dass dieser friedliche Berg einmal eine gewaltige Katastrophe ausgelöst hat.

Schon vor zweitausend Jahren war der Golf von Neapel Treffpunkt der High Society. Kaiser Tiberius hatte sogar seinen Hof nach Capri verlegt. Rings um die Bucht lagen die prunkvollen Landsitze der Aristokraten aus Rom, umgeben von Weinbergen und Olivenhainen. Dazwischen schmucke Städte, zugleich Ferienorte und Handelszentren für die Region: südlich des Vesuv Pompeji am Fluss Sarno - am Westhang Herculaneum, einst Fischerdorf, dann Tummelplatz für reiche Römer.

Die Welt ist friedlich, den meisten Menschen geht es nicht schlecht. Am 24. August des Jahres 79 nach Christus aber bricht die Hölle los. Über dem Vesuv steht plötzlich eine Rauchsäule. Kaum jemand hat überhaupt gewusst, dass er ein Vulkan ist - jetzt speit er Tod und Verderben. Gnadenlos trommelt ein Hagel von glühenden Steinen auf Pompeji, Dächer stürzen ein, Gebäude werden begraben. Wer nicht rechtzeitig geflohen ist, hat keine Chance. Schließlich rasen Wellen von glühenden Gasen von den Hängen herab und löschen alles Leben aus.

Eine der größten Katastrophen der Antike, qualvoller Tod für tausende von Menschen - für uns zweitausend Jahre später eine unschätzbare Chance. In den Gassen von Pompeji und Herculaneum erwacht die Vergangenheit zum Leben.

Das Forum im Jahre 79 - repräsentativer Mittelpunkt der Stadt und voller Leben. Hier stehen die großen öffentlichen Bauten - hier werden aber auch Töpfe verkauft. Unter edlen Säulen wird gehandelt, gefeilscht, und getratscht. Vom Patrizier, der im Stadtrat debattiert, bis zum Sklaven, der Besorgungen macht - von der Marktfrau hinter ihrem Stand bis zur Hausfrau auf dem Weg in die Thermen: auf dem Forum kreuzen sich die Wege der Pompejaner.

Wir können uns das Leben in der Antike vorstellen - aber vieles ist heute vollkommen unklar. Einst war das Forum voller Statuen. Die Archäologen aber haben so gut wie keine davon gefunden. Kaiser Titus hat nach der Katastrophe eine Kommission nach Pompeji geschickt. Hat sie die kostbaren Skulpturen ausgraben lassen? Oder waren das spätere Schatzsucher? Niemand weiß es.

Hier stand einst ein Tempel - der Venustempel? Venus war die Schutzgöttin von Pompeji, also muss sie einen großen Tempel gehabt haben. Und dieser hier, nahe dem Forum, ist der beste Kandidat. Aber ganz sicher sind sich die Archäologen nicht - wie so oft.

Prof. Andrew Wallace-Hadrill, Leitung des Sidney-Sussex College, Cambridge:

"Was mich an Pompeji fasziniert, ist unter anderem, wie schwer es uns heute fällt, aus dem Abstand von 2000 Jahren zu verstehen, wie man Räume genutzt hat - ob öffentliche Räume, große Gebäude am Forum, oder Räume in einem Privathaus. Das liegt daran, dass das Leben vor 2000 Jahren, in einer ganz anderen Kultur und Gesellschaft, von uns heute enorm weit weg ist."

Und doch erzählen uns die Ruinen eine Fülle von Geschichten über das Leben in der Stadt. Das Forum ist Fußgängerzone, alle Zufahrten sind gesperrt. Durch die umliegenden Straßen rattern Ochsenkarren und Handwagen. Tiefe Spurrillen haben sie im Lauf der Jahrhunderte gegraben - Pompeji ist eine alte Stadt.

Überall pulsiert das Leben. Händler preisen ihre Waren an, Handwerker sind bei der Arbeit, durch das Gewühl der Passanten schieben sich Pferde und schwer beladene Esel. Läden und Werkstätten säumen die Straßen, die Fassaden bunt bemalt mit Ladenschildern, Götterbildern und Graffiti.

Das war eine der größten Überraschungen, als hier im achtzehnten Jahrhundert die Ausgrabungen begannen: niemand hatte vorher gewusst, wie bunt die antike Welt war! Im Archäologischen Nationalmuseum in Neapel steht eine Statue von Marcus Holconius Rufus - zu Zeiten von Kaiser Augustus ein hohes Tier in Pompeji. Einst stand sie gleich vor den wichtigsten Thermen der Stadt, aufgestellt vom Stadtrat. Holconius Rufus trägt die Uniform eines Militärtribuns - und an ihr haben die Archäologen Farbreste gefunden. Auch die Statue war bunt bemalt. Wie ein Kaiser steht er da - und war doch nur Bürgermeister einer Kleinstadt. Aber in der römischen Gesellschaft war nichts so wichtig wie Status. Prestige war alles.