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Die Eroberung Kostantinopels
Venedig auf dem Höhepunkt seiner Macht

Venedig prosperiert. Die Venezianer sind nicht nur mutige Seefahrer und gute Kaufleute - sie sind auch geschickte Politiker. Weder Papst noch Kaiser beugen sie sich. Mit beiden haben sie immer wieder Streit - und gerade deshalb können sie auch zwischen beiden vermitteln. Im Jahre 1177 inszenieren sie ein historisches Treffen zwischen Kaiser Barbarossa und Papst Alexander III. Der "Friede von Venedig" beendet den jahrzehntelangen Machtkampf der beiden Rivalen. Hier in der Vorhalle des Markusdoms sollen sie ihn per Handschlag besiegelt haben - einer der größten diplomatischen Triumphe des Mittelalters.

Nur eine Generation später wird Venedig endgültig zur Erbin von Konstantinopel - diesmal aber mit Gewalt. Dreimal schon haben die Europäer versucht, das Heilige Land von den Muslimen zurückzuerobern. Beim vierten Kreuzzug wollen auch die Venezianer nicht mehr zurückstehen. Sie versprechen, die Überfahrt der Kreuzritter nach Ägypten zu organisieren. Als es aber im Jahre 1202 losgehen soll, bahnt sich ein gewaltiger Flop an: 33.000 Mann waren angekündigt - zum Treffen in Venedig erscheinen aber nur 12.000.

Eine Katastrophe! Denn die Kreuzfahrer hätten die Überfahrt bezahlen sollen. Über zweihundert Schiffe haben die Venezianer für sie gebaut und dafür ein ganzes Jahr lang ihren Handel vernachlässigt. Jetzt droht der Staatsbankrott. Um auf ihre Kosten zu kommen, überreden die Venezianer das Kreuzfahrer-Heer, erst einmal die reiche Stadt Zadar in Dalmatien zu erobern.

Aber von dort geht es immer noch nicht nach Jerusalem - sondern nach Konstantinopel. Hier hat es Probleme gegeben: einen Putsch und Unruhen, sogar Pogrome gegen reiche italienische Kaufleute. Unter Führung des greisen Dogen Enrico Dandolo wittern die Venezianer eine historische Chance. Wieder überreden sie die anderen Kreuzfahrer - und anstatt das Heilige Land zu retten, unterwerfen die Ritter im Jahre 1204 die größte christliche Stadt der Welt!

Der Papst tobt und exkommuniziert alle Venezianer - aber die stört das kaum. Venedig steht im Zenith seiner Macht. Die einstige Provinzstadt gebietet über ihr Mutterland. Der Doge ist offiziell "Herrscher über ein und einhalb Viertel des Römischen Reiches". Venedig beherrscht das Mittelmeer und den Orienthandel. Die Stadt ist Endpunkt der Seidenstraße, Kaufleute wie Marco Polo reisen bis nach China. Die Serenissima Repubblica ist die wichtigste Handelsmacht der Welt.

Konstantinopel aber wird systematisch geplündert. Schiff um Schiff bringt unvorstellbare Schätze nach Venedig: Gold, Silber, kostbarste Ikonen, Skulpturen, Reliefs. Und die schönsten Stücke gebühren natürlich der Staatskirche.